AG Fledermausschutz
Gründung
Im Landkreis Hameln-Pyrmont begann der aktive Fledermausschutz 1983 mit der Gründung der Arbeitsgruppe Fledermausschutz in der damaligen Ortsgruppe Hameln des DBV (Deutscher Bund für Vogelschutz). Ein Schwerpunkt der Arbeit war und ist der Raum Hessisch Oldendorf, insbesondere das NSG Hohenstein mit seinen vielen Felsen und Höhlen. Die ersten Fledermausansiedlungskästen wurden 1983 in diesem Naturschutzgebiet angebracht. Die Kästen beschaffte das Staatliche Forstamt Oldendorf, mit dem wir bis heute eng zusammenarbeiten.
Eingeladen zur Fledermauskastenkontrolle
Der NABU Hameln-Hess. Oldendorf-Aerzen hatte am Sonntag, den 26. Juni 2011, zu einer Fledermauskastenkontrolle im Klütwald eingeladen.
Dieser Einladung sind 8 Naturfreunde gefolgt, um zusammen mit 4 Mitgliedern der
AG Fledermausschutz einige der vielen im Hamelner Wald angebrachten Fledermauskästen zu kontrollieren. Ähnlich den Vogelkästen gibt es für Fledermäuse sogenannte Ansiedlungskästen.
Diese Quartiere dienen den Tieren im Sommer als Tagesunterschlupf und werden als Ersatz für fehlende Baumhöhlen angebracht.
Ausgerüstet mit einer langen Leiter machten sich die Naturfreunde auf, um die 18 Fledermauskästen rund um den Finkenborn zu kontrollieren.
Die Teilnehmer lernten, dass nicht nur Fledermäuse die Kästen nutzen, sondern auch andere Tiere diese Quartiere bewohnen: gleich der erste Fledermauskasten beherbergte ein Wespennest.
Erwartungsvoll ging es dann von Kasten zu Kasten. Neben Hornissen- und Vogelnestern fanden die Fledermausfreunde aber auch in einigen Kästen große Mengen Fledermauskot.
Wie der Leiter der Fledermausgruppe, Rainer Marcek, erklärte, handelte es sich um die Hinterlassenschaften einer Wochenstube des Braunen Langohrs.
Die Weibchen dieser Fledermausart bilden im Bereich Finkenborn im Frühsommer Gruppen, in denen sie zusammen ihre Jungen zur Welt bringen.
Gegen Ende der Aktion wurde aber doch noch eine Fledermaus entdeckt.
Durch diese Spurensuche bekamen die Naturfreunde einen Einblick in die Arbeit der Fledermausschützer.
Fotos: NABU Wilfried Hildebrandt, Rainer Marcek, Ulrich Schaper
Nachgewiesen
2022 konnte in Hameln die Zweifarbfledermaus nachgewiesen werden. Am Nesselberg gelang der Nachweis des Kleinabendseglers im dritten Jahr hintereinander in einem unserer Kästen.
Zweifarbfledermaus
Foto: NABU Rainer Marcek
Kleinabendsegler
Foto: NABU Rainer Marcek
Im Landkreis Hameln-Pyrmont nachgewiesene Fledermausarten:
Lebensräume
Der Lebensraum der Fledermäuse ist verschieden.
Das Winterquartier kann in Höhlen und Bergwerken sein.
Sommerquartiere findet man in hohlen Bäumen oder auf Dachböden.
Jagdbiotope, das heißt Räume, in denen Fledermäuse ihre Nahrung – Insekten – finden,
können Gewässer, Waldränder oder andere reich strukturierte Landschaftsteile sein.
Hieraus ergibt sich die Notwendigkeit, in allen drei Teillebensräumen für geeignete Maßnahmen zu sorgen, um den geschützten Tieren das Überleben zu sichern.
Braunes Langohr
Foto: NABU Eckhard Grimmberger
Breitflügelfledermaus
Foto: NABU Eckhard Grimmberger
Schutzmaßnahmen
Grundlage aller Schutzmaßnahmen ist eine möglichst intensive Erfassung und Kartierung der Lebensräume unserer Fledermäuse.
Im Rahmen des Erfassungsprogramms für Säugetiere der Fachbehörde für Naturschutz im ehemaligen Niedersächsischen Landesamt für Ökologie arbeitet die Arbeitsgruppe seit über
20 Jahren daran, festzustellen, wo Fledermäuse leben und wie geeignete Schutzmaßnahmen durchgeführt werden können.
Auch hier ist enge Zusammenarbeit mit den Forstämtern und vor allen Dingen mit den Unteren Naturschutzbehörden besonders wichtig.
Bechsteinfledermaus mit Jungen
Foto: NABU Eckhard Grimmberger
Mopsfledermaus
Foto: NABU Eckhard Grimmberger
Fledermausarten
Von den 24 in Deutschland vorkommenden Fledermausarten sind 18 im Landkreis Hameln-Pyrmont nachgewiesen. Von vielen Arten gibt es Reproduktionsnachweise in so genannten Wochenstuben. Die Erfassung und der Schutz dieser besonders sensiblen Fledermauskolonien sind uns besonders wichtig. Ein Schwerpunkt ist hier die Beobachtung des Großen Mausohrs.
Als FFH-Art in den Mittelpunkt des Interesses gerückt, gibt es ein bundesweites Monitoring, bei dem alle Wochenstuben zur gleichen Zeit kontrolliert werden. Das Weserbergland ist für das
Große Mausohr zu einem wichtigen Rückzugsgebiet in Niedersachsen geworden. So gibt es auch in Hess. Oldendorf eine große Mausohrwochenstube, deren Bewohner in den umliegenden Buchenwäldern ihre Nahrung finden.
Die häufigsten Arten im Landkreis Hameln-Pyrmont sind Zwerg- und Wasserfledermaus. Von der Zwergfledermaus sind viele Wochenstuben bekannt. Die Wasserfledermaus profitiert bei uns von dem Gewässerreichtum.
Zwergfledermaus
Foto: NABU Eckhard Grimmberger
Wasserfledermaus
Foto: NABU Eckhard Grimmberger
Zwischenquartiere
Da Fledermäuse nur nachts fliegen, brauchen sie auf Ihren langen Wanderungen so genannte Zwischenquartiere. Hier versammeln sie sich und verbleiben auch längere Zeit,
wenn die Witterung es zulässt.
Der Arbeitsgruppe Fledermausschutz sind mehrere dieser Quartiere bekannt. Alle befinden sich in Fledermausansiedlungskästen. Hier wird deutlich, dass diese Kästen neben dem zusätzlichen Quartierangebot für die Tiere auch eine Nachweisfunktion erfüllen. Natürlich ist es leichter, Fledermäuse in einem Kasten zu beobachten als in einer Baumhöhle. So konnte erst über die Kästen der Nachweis einiger Fledermausarten in unserer Region erbracht werden und eine Aussage über die Wertigkeit eines Gebietes für Fledermäuse gemacht werden.
Die AG Fledermausschutz betreut ca. 300 Ansiedlungskästen im Landkreis.
Jeder Kasten wird jedes Jahr kontrolliert und gereinigt.
Nur die kontinuierliche Pflege führt bei den bedrohten Tieren zum Erfolg.
Großes Mausohr
Foto: NABU Otto Schäfer
Kastenkontrolle
Foto: NABU Rainer Marcek